Wenig Wind, kaum Sonne – im Januar schwächelten Windräder und Solaranlagen tagelang. Wie riskant ist das für die Stromnetze?
Klimaschützer hatten zum Jahresbeginn gute Gründe zu feiern: Vattenfall schaltete sein Steinkohlekraftwerk im Hamburger Stadtteil Moorburg ab, und auch im Rheinland gingen einige Kraftwerksblöcke vom Netz. Doch ausgerechnet in diesen Tagen liefen viele andere Kohlekraftwerke im Land auf Hochtouren – als wollten sie noch einmal mit aller Kraft zeigen, was sie leisten können. Kraftwerksbetreiber Leag etwa meldete, dass seine Großanlagen in der Lausitz mit voller Auslastung arbeiten. Zusammen mit den Gaskraftwerken sicherten die Kohlemeiler in diesen Tagen die Stromversorgung in Deutschland.
Denn die Windräder und Photovoltaik-Anlagen schwächelten Anfang Januar sehr. Im ganzen Bundesgebiet und vor den Küsten herrschte Flaute, auch die Sonne ließ sich kaum blicken. Im Zeitraum zwischen dem Vormittag des 6. Januar und dem Morgen des 10. Januar zum Beispiel kamen die Windenergie an Land und auf See zusammen mit der Photovoltaik nicht über zehn Gigawatt Leistung hinaus – der Stromverbrauch lag in diesen Stunden aber zwischen 51 und 74 Gigawatt. Ein ähnliches Bild zeigte sich zwischen dem 15. und 17. Januar.
Was bedeutet das für den Kohleausstieg? Steigt das Blackout-Risiko, mit jedem Kraftwerk, das vom Netz geht? Schließlich kommt es gar nicht mal so selten vor, dass sogenannte Dunkelflauten auftreten – also dass Wind und Sonne über mehrere Tage hinweg großflächig ausbleiben und in der Folge kaum Ökostrom produziert wird. So hat der Deutsche Wetterdienst (DWD) anhand von Wetterdaten der Jahre 1995 bis 2015 errechnet, dass die heimischen Windenergieanlagen an Land und auf See zusammengenommen durchschnittlich 13 Mal pro Jahr über mindestens 48 Stunden hinweg nur maximal zehn Prozent ihrer installierten Leistung ausschöpfen können. Rechnet man die Photovoltaik hinzu, sind es immerhin noch zwei mindestens zweitägige Perioden im Jahr, in der die Anlagen kaum Strom liefern.